15. April 2025

Planet2050 stellte beim Event in Dubai seinen SF6 Carbon Market Report vor, veröffentlicht in Zusammenarbeit mit AlliedOffsets.

Dubai, 9. April 2025 — Während sich 40.000 globale Energieexpert:innen in den VAE zum Middle East Energy Summit versammelten, veranstalteten wir von Planet2050 gemeinsam mit MasterGrid eine Dialogsession, die einen extremen Schadstoff ins Rampenlicht rückte, der selten Schlagzeilen macht: Schwefelhexafluorid, oder SF6.

Warum SF6 wichtig ist:

Schwefelhexafluorid (SF6) ist ein menschengemachtes Treibhausgas, das aufgrund seiner außergewöhnlichen dielektrischen Festigkeit und lichtbogenlöschenden Eigenschaften in Hochspannungs-Leistungsschaltern, Schaltanlagen und gasisolierten Umspannwerken weit verbreitet im Bereich der Energieübertragung und -verteilung eingesetzt wird.

Obwohl chemisch inert, ungiftig und nicht brennbar, besitzt SF6 ein außergewöhnlich hohes Treibhauspotenzial (GWP) – 24.300-mal höher als das von CO₂ über einen Zeitraum von 100 Jahren. Aufgrund seiner atmosphärischen Lebensdauer von über 3.000 Jahren können selbst geringfügige Leckage-Emissionen langfristige Auswirkungen auf das Klima haben.

Emissionsquellen entstehen vor allem durch Leckagen bei der Herstellung von Geräten, während der Wartung im Betrieb sowie bei der Stilllegung. Um eine wirksame Emissionskontrolle zu erreichen, ist eine konsequente Einhaltung von Vorschriften unerlässlich. Darüber hinaus sind der Einsatz moderner Gasüberwachungstechnologien und der Übergang zu umweltfreundlicheren Alternativen notwendig.

Von Infrastruktur zu Innovation: Kann der Nahe Osten eine Führungsrolle bei SF6 übernehmen?

Die Stromnetzinfrastruktur des Nahen Ostens ist stark auf gasisolierte Schaltanlagen (GIS) angewiesen – nicht zuletzt aufgrund der extremen Umweltbedingungen in der Region. Entsprechend ist SF6 tief in die Energiesysteme eingebettet.

Dubai bot die ideale Bühne: Die VAE bekennen sich nicht nur zum Ziel „Netto-Null bis 2050“, sondern spielen auch eine strategische Rolle bei der Förderung von Klima- und Energieinnovationen in der gesamten Region. In den vergangenen Jahren haben die VAE ihre Net-Zero-Strategie vorgestellt, die COP28 ausgerichtet und politische Maßnahmen zu Kohlenstoffmärkten und grüner Finanzierung eingeführt. Damit positionieren sie sich als zentraler Akteur im Klimaschutz – möglicherweise auch bei flüchtigen F-Gasen wie SF6.

Wir durften Vertreter von Unternehmen wie der Dubai Electricity & Water Authority (DEWA), TAQA Transmission sowie mehreren Ingenieurbüros mit GIS-Projekten begrüßen.

Die Teilnehmer führten technische Diskussionen, teilten praktische Herausforderungen und beleuchteten finanzielle sowie politische Lösungswege zur Reduzierung von SF6-Emissionen.

Ein zentrales Diskussionsthema war auch das neue Bundesgesetz der VAE Nr. 11 von 2024 mit dem Titel „Zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels“, das 2025 in Kraft treten könnte. Es soll große Emittenten zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten verpflichten – ein Hinweis darauf, dass auch in den VAE der Druck wächst, flüchtige Nicht-CO₂-Emissionen systematisch zu erfassen und zu überwachen.

SF6-Emissionen: Vor dem Anstieg

Philippe Lempp (GIZ) und Karsten Burges (RE-xpertise) stellten die SF6-Initiative vor, die von der deutschen Bundesregierung über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert und von GIZ sowie Perspectives Climate umgesetzt wird.

Karsten zeigte, dass alle möglichen Szenarien – einschließlich eines Ausstiegs, politischer Maßnahmen und der Anwendung von Best Practices – in den nächsten 50 Jahren einen Anstieg der globalen SF6-Emissionen prognostizieren, hauptsächlich bedingt durch bestehende Anlagen. Dabei wurden auch die begrenzte Datenverfügbarkeit und die hohe Unsicherheit in der Kostenmodellierung berücksichtigt.

Hier ist, was die GIZ empfiehlt:

  • Beschleunigter Ausstieg aus SF6, wo Alternativen verfügbar sind

  • Verbesserung der SF6-Überwachung

  • Einführung von politischen Maßnahmen und Anreizen für den Umgang mit bereits installierter Ausrüstung, nicht nur für neue Infrastruktur

Source: RE-xpertise

Screenshot aus der Präsentation der GIZ

Innovationen im Fokus

Die Teilnehmenden konnten aus erster Hand erleben, welche zentrale Rolle Technologie bei der Reduzierung von SF6 spielen kann. Zu den vorgestellten Innovationen gehörten:

  • Wärmebildkameras zur Echtzeit-Erkennung von SF6-Leckagen

  • Maßgeschneiderte Dichtungslösungen zur Behebung von Leckagen – Teil des umfassenden Dienstleistungsportfolios von MasterGrid für Stromnetze

  • IoT-gestützte Überwachungssysteme von WIKA zur kontinuierlichen Emissionsverfolgung, vorgestellt von Daniel Staiger

MasterGrids 3D-Scanning und präzisionsgefertigte Lösung zur Leckageabdichtung

Diese praxisnahen Demonstrationen zeigten eindrucksvoll, wie technisches Know-how bereits heute in konkrete Klimawirkung übersetzt wird. Mit verfügbaren Lösungen vor Ort ist die Minderung von SF6-Emissionen keine Zukunftsvision mehr – sie findet bereits statt.

Passt SF6 in den Kohlenstoffmarkt?

Planet2050 CEO Lucas Zaehringer and Program manager Shinu Jose presented insights from the report published with : “SF6, the Hidden Giant of Super Pollutants.” The report unpacks the climate impact of SF6, outlines pathways for mitigation, and explores its role in carbon markets especially under Article 6.

Planet2050-CEO Lucas Zaehringer und Programmmanager Shinu Jose präsentierten Erkenntnisse aus dem gemeinsam mit AlliedOffsets veröffentlichten Bericht: „SF6, der verborgene Riese unter den Super-Schadstoffen“. Der Bericht beleuchtet die Klimawirkung von SF6, skizziert Wege zur Emissionsminderung und untersucht die Rolle von SF6 im Kohlenstoffmarkt – insbesondere im Rahmen von Artikel 6.

Einblick in den SF6-Bericht – hier

SF6 im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM)

Im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls wurden 19 SF6-Minderungsprojekte umgesetzt – in Branchen von der Magnesiumproduktion bis zur Elektronik- und LCD-Herstellung. Ein Projekt von Nike richtete sich sogar gezielt gegen SF6-Emissionen in seinen Air-Schuhen.

Zeit für ein Comeback

Heute hat SF6 großes Potenzial für ein „Comeback“ auf den Kohlenstoffmärkten – durch hochwertige, transparente Methoden, insbesondere im Rahmen des Mechanismus nach Artikel 6.4, der auf der COP30 in Baku verabschiedet wurde.

Mit transparentem MRV, verifizierter Leckage-Erkennung und IoT-gestützter Quantifizierung könnte die Reduktion von SF6-Emissionen zu einer glaubwürdigen Kompensationskategorie für CO₂-Käufer werden, die nach Diversifizierung suchen.

Aktuelle Investitionen in Stromnetze werden häufig durch den steigenden Energiebedarf für Dateninfrastruktur (z. B. zur Versorgung der KI-Wirtschaft), die Elektrifizierung des Verkehrs und die stärkere Einspeisung erneuerbarer Energien in die Netze getrieben. Doch genau diese Entwicklungen führen auch zu einem Anstieg der SF6-Emissionen.

Wir sind überzeugt: SF6 verdient eine zentralere Rolle im Carbon Market 2.0 – datenbasiert, integritätsorientiert und im Einklang mit den nationalen Klimazielen.

Bereit, beim Thema SF6 aktiv zu werden?

Holen Sie sich hier den vollständigen Bericht und erfahren Sie alles über SF6 – und wie Projekte das nächste Kapitel im Klimaschutz gestalten könnten.

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Ankündigung der strategischen Partnerschaft zwischen Planet2050 und MasterGrid.



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