4. August 2025

Kohlenstoff in der EU Politik – Teil 1/4: Deutschlands Führungsrolle mit einem Budget von 476 Mio. € für Kohlenstoffentnahmen

Teil 1/4: neue Blogreihe zur EU-Kohlenstoffpolitik!

  • Deutschlands Führungsrolle: 476 Mio. € Budget für Kohlenstoffentnahmen (CDR)

  • Damit weitere „Puzzlestücke“ in Deutschlands Strategie zur CO₂-Entfernung vor Umsetzung

  • Kohlenstoffmärkte klar auf Wachstumskurs


Deutschland investiert in die Klimazukunft: Chancen und Wachstumsperspektiven im Kohlenstoffmarkt

Das Jahr 2025 markiert einen entscheidenden Wendepunkt: Kohlenstoffmärkte entwickeln sich eindeutig zu institutionalisierten und regulierten Systemen.

Deutschland hat kürzlich mutige Schritte unternommen, um den Übergang zu Net-Zero zu beschleunigen und das Wachstum der CO₂-Entfernungsbranche-Branche zu fördern. Damit ergänzt das Land ein neues Puzzlestück in seiner Strategie.


Bei Planet2050 sehen wir darin nicht nur eine absolut notwendige politische Entwicklung, sondern auch eine beindruckende Chance für zukunftssichere Klimainvestitionen.


Die große Neuigkeit: Deutschland beschleunigt Klimaziele mit richtungsweisenden Investitionen in Kohlenstoffentnahmen

Im April 2025 veröffentlichte hat Deutschlands neue Regierung ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht, darin wurde das ziel bestätigt, bis 2040 mindestens 35 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente jährlich aus der Atmosphäre zu entfernen und dazu auchZiel sowie die Nutzung von CO₂-Zertifikate zu nutzen. Darüber hatten wir bereits hier berichtet.

Der Entwurf des Bundeshaushalts 2025 enthielt bereits die geplante Beschaffung freiwilliger Kohlenstoffentnahme-Zertifikate (CDR) durch die Bundesregierung in Höhe von 4,75 Mio. € für das Jahr 2025 – ein klares Signal für die Fortsetzung und Ausweitung dieser Strategie in den kommenden Jahren.



Dieses Signal wurde nun am 30. Juli 2025 bestätigt, als das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf für 2026 von Minister Lars Klingbeil gebilligt hat.

Der Haushaltsentwurf sieht geplante Investitionen von über 476 Mio. € für technologiegestützte Klimaprojekte vor, die in der Lage sind, Kohlendioxid dauerhaft abzuscheiden und zu speichern.

Die endgültige Verabschiedung wird nach Prüfungen und Validierungen im Bundestag und Bundesrat bis Ende des Jahres erwartet.

Damit unterstreicht Deutschland, dass neben tiefgreifenden Emissionssenkungen auch die aktive Entfernung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre entscheidend ist, um die ehrgeizigen Klima Ziele der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen.


Deutschlands Zielvorgaben zur Entfernung von Kohlendioxid

Hintergrund dieser wichtigen Entscheidung ist Deutschlands Verpflichtung zur Netto-Null, die 2019 im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) verankert und 2021 durch rechtsverbindliche Zielvorgaben ergänzt wurde.

„Netto-Null“ bezeichnet einen Zustand, in dem die Menge der in die Atmosphäre abgegebenen Treibhausgase (THG) durch die Entfernung derselben Menge aus der Atmosphäre ausgeglichen wird.

Dies unterscheidet sich deutlich von der Klimaneutralität, bei der Emissionen auch steigen dürfen – solange sie durch Kompensation (z. B. Zertifikate) ausgeglichen werden.

In einem Net-Zero-Szenario muss die Emissionsreduktion priorisiert werden. Für Deutschland wird dies erhebliche Anstrengungen in zentralen Schadstoffsektoren wie Verkehr, Bauwesen, Landwirtschaft, Industrie und Energie erfordern.


Umgang mit Restemissionen


Es wird jedoch nicht möglich sein, alle Emissionen vollständig zu eliminieren. Die verbleibenden Restemissionen müssen durch eine äquivalente Menge an Kohlendioxid-Entnahmen (CDR) neutralisiert werden.

Das Klimaschutzgesetz sieht hierfür spezifische Ziele für die Entfernung von Treibhausgasen im Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) in Deutschland vor:

  • Mindestens 25 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente sollen bis 2030 jährlich entfernt werden

  • Mindestens 35 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente bis 2040

  • Mindestens 40 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente bis 2045

Neben naturbasierten Lösungen wie die Wiederherstellung von Wäldern werden auch Technologiebasierte Lösungen notwendig sein, um die Koalitionsziele zu erreichen. Die Arten und Mengen sind jedoch unklar, da sie Teil der langfristigen Strategie für negative Emissionen (LNe, siehe 5/) sind.



Wie kann Deutschland negative Emissionen entwickeln?


1/ Kohlenstoffmanagement-Strategie („CMS“)


Die Anfang 2024 von der deutschen Regierung veröffentlichte Carbon Management Strategy (CMS) ist der direkte Fahrplan zum Umgang mit sogenannten „schwer vermeidbaren“ oder „unvermeidbaren“ Emissionen.

Die CMS konzentriert sich hauptsächlich auf den Einsatz von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) sowie Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (CCU), um Emissionen aus bestimmten Sektoren wie Zement, Kalk, Müllverbrennung und Teilen der chemischen Industrie zu reduzieren.

Ziel der CMS ist es, einen rechtlichen Rahmen für die CO2-Abscheidung - und Speicherung (CCS) zu schaffen. Demnach soll die Speicherung von CO₂ zukünftig auch im Meer(Offshore), erlaubt werden. Die Bundesländer können sich an der Speciherung an Land (onshore) beteiligen. Zudem sollen staatliche Förderungen für diese, Technologien ermöglicht, und der Aufbau eines Netzes für den CO₂-Transport geplant werden.


2/ 100 Milliarden Euro Klimainvestitionen

Die neue deutsche Regierung hat im März 2025 eine wegweisende Investition von 100 Millarden Euro beschlossen, die in den nächsten zwölf Jahren in den bestehenden Klima- und Transformationsfonds (KTF) fließen soll.

Dieser spezielle, schuldenfinanzierte Fonds soll eine stabile finanzielle Grundlage für wichtige klimabezogene Projekte bieten.

Während detaillierte Ausgabenpläne noch finalisiert werden, wird erwartet, dass der Fonds eine breite Palette von Initiativen unterstützt, darunter Investitionen in CCS- und CO₂-Entfernungstechnologien (CDR), die als entscheidend für die Dekarbonisierung schwer vermeidbarer Industrien gelten.

Die Mittel des Klima- und Transformationsfonds (KTF) stammen aus Einnahmen des EU- und nationalen Emissionshandels sowie aus einem neuen Sonderfonds, der durch eine vorübergehende Aussetzung der deutschen „Schuldenbremse“ geschaffen wurde.

Der Fonds investiert typischerweise in Schlüsselbereiche wie die Dekarbonisierung der Industrie, den Ausbau erneuerbarer Energien und Elektromobilität sowie die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden.

3/ 476 Millionen Euro direkte Beschaffung und Investitionen in CO₂-Entnahmen

Der Bundeshaushalt 2026 weist im Wirtschaftsplan aus, dass die Bundesregierung , in den nächsten acht Jahren plant, 476 Millionen Euro in CO₂-Entfernungstechnologien zu investieren, unter anderem durch den Ankauf von Carbon Removal-Zertifikaten aus freiwilligen Märkten:


Die geplanten Investitionen zeigen das starke Engagement der Regierung, einen florierenden CO₂-Entfernungssektor in Deutschland aufzubauen und zu fördern.


Wie das Geld verwendet wird:

Die geplanten Investitionen zeigen einen klaren strategischen Ansatz.

111 Millionen Euro sind für das jahr 2026 vorgesehen, darunter:

  • 98 Millionen Euro für spezifische Projekte mit CO₂-Entnahme-Zertifikaten (Forschung und Entwicklung).

  • 1,5 Millionen Euro für öffentliche Beschaffungsmaßnahmen (direkter Ankauf von negativen Emissionseinheiten zur Ankurbelung der Marktnachfrage).

  • 2 Millionen Euro für Verwaltung und Monitoring (effiziente Mittelverwendung).

Zusätzlich 365 Millionen Euro für staatliche Nachfrage nach CDR:

  • Geplant für die Jahre 2027 bis 2033 mit einem strukturierten Jahresbudget (z. B. 90 Millionen Euro im Jahr 2027, schrittweise Abnahme auf 12 Millionen Euro im Jahr 2033).

  • Diese kontinuierliche Finanzierung gewährleistet langfristige Stabilität und Investitionssicherheit im Bereich der CO₂-Entnahme-Zertifikate.

Weitere 45 Millionen Euro:

  • Sind speziell für Boden-Kohlenstoff projekte im Jahr 2026 vorgesehen.

  • Dies zeigt ein klares Bekenntnis zu naturbasierten Lösungen und eröffnet zusätzliche Investitionsmöglichkeiten.

(Hinweis: Diese Zahlen stammen aus einem Entwurf. Die offizielle Bestätigung der Bundesregierung erwarten wir bis Ende 2025.)



4/ Unterstützung der Integration von CO₂-Entnahme in das EU-Emissionshandelssystem (EU ETS)

Die Koalition befürwortet ausdrücklich die Integration von CO₂-Entnahmezertifikaten in das EU-Emissionshandelssystem (ETS) – ein Thema, das wir in einem kommenden Artikel näher erläutern werden.



5/ Neue Regierungseinheiten zur Überwachung der Zukunft der CO₂-Entnahmen

Das Engagement der deutschen Bundesregierung geht über die direkte Finanzierung hinaus.

Die Regierung hat zudem angekündigt, dass das Umweltministerium (BMUV) künftig eine eigene Unterabteilung für CO₂-Entnahme (CDR) erhält – eine Premiere für Deutschland, die angesichts der geplanten Investitionen sinnvoll ist.

Darüber hinaus stärkt die Regierung regulierte Kohlenstoffmärkte und plant den Aufbau einer eigenen Fachabteilung für den Emissionshandel.

Die Verantwortung für Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) wurde dem Wirtschaftsministerium (BMWi) übertragen; die zukünftige Verwaltungstruktur wird derzeit noch entschieden.

6/ Langfristige Strategie für negative Emissionen (LNe):

Deutschland bereitet zudem eine langfristige Strategie für negative Emissionen (LNe) vor.

Diese geht über die Carbon Management Strategy (CMS) und das Ziel der Neutralisierung schwer vermeidbarer Emissionen hinaus und fokussiert auf das Erreichen negativer Netto-Emissionen nach 2050.

Die Strategie berücksichtigt sowohl natürliche als auch technologische Methoden zur Kohlenstoffentfernung:

  • Natürliche Senken: Maßnahmen zur Stärkung und Erweiterung natürlicher Kohlenstoffsenken, wie die Wiederherstellung von Wäldern und die Wiedervernässung von Mooren, die CO₂ auf natürliche Weise binden.

  • Technologische Senken: Zielvorgaben für technische Lösungen wie Bioenergie mit CO₂-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) sowie direkte Luftabscheidung mit Speicherung (DACCS).


7/ Unterstützendes Ökosystem für Deutschlands Führung im Bereich CO₂-Entnahme

Deutschland entwickelt ein bedeutendes und wachsendes Ökosystem zur Unterstützung der CO₂-Entnahme (CDR), getragen von der Regierungspolitik, neuen Branchenverbänden und einer aktiven Forschungsgemeinschaft.

Der Deutsche Verband für Negative Emissionen (DVNE) spielt dabei eine zentrale Rolle bei der Gestaltung dieser Entwicklungen.

Ihre Kampagnen für eine erhöhte Finanzierung sowie der direkte Ankauf von CO₂-Entnahmezertifikaten durch die Regierung zeigen bereits deutliche Erfolge.


Integration und Marktentwicklung vorantreiben: Ein stabiler Rahmen für Wachstum

Das mutige Bekenntnis im Bundeshaushalt zur Verabschiedung eines Budgets von 476 Mio. € für Kohlenstoffentnahmen (CDR) bestätigt Deutschlands Rolle als Pionier in der europäischen Klimabewegung und bei der Skalierung von CO₂-Entnahmen.

Deutschland investiert erhebliche finanzielle Mittel in die Klimapolitik und positioniert CO₂-Entnahmezertifikate als einen Schlüsselakteur zur Erreichung der Netto-Null-Ziele.

„Diese Entwicklung ist sowohl wissenschaftlich als auch kommerziell äußerst spannend. Hier entstehen die Unternehmen und Märkte der Zukunft – und damit attraktive Investitionsmöglichkeiten für private Anleger, die von diesem aufstrebenden Sektor profitieren möchten“, sagt Lucas Zaehringer, CEO von Planet2050.

Die Rolle von Planet2050 bei CO₂-Entnahmen

Planet2050 stellt Projektentwicklern im Bereich CO₂-Entnahme frühzeitig Kapital zur Verfügung und erhält dafür zukünftige CO₂-Zertifikate — mittels einer Kombination aus Eigenkapitalinvestitionen, Carbon-Streaming-Verträgen und Termingeschäften.

Durch Vorausfinanzierung, technisches Fachwissen und enge Zusammenarbeit mit den Projektentwicklern baut Planet2050 ein hochwertiges Portfolio — sowie eine neue Infrastruktur für die Klimawirtschaft auf.

Politische Entwicklungen und Markttrends zu beobachten ist eine unserer wesentlichen Aufgaben von Planet2050. So stellen wir sicher, dass unsere Investitionsentscheidungen zukunftssicher sind und im Einklang mit dem noch jungen CO₂-Entfernungsmarktes stehen.

Chancen für eine neue Generation von Klimainvestoren

Für Investoren eröffnet sich damit der Zugang zu einer neuen, klimabezogenen Anlageklasse mit langfristigem Wachstumspotenzial.

Planet2050 plant, diese Investitionen über eine bevorstehende Börsennotierung in Europa auch für ein breiteres Publikum jenseits der traditionellen Privatfinanzierung zugänglich zu machen.

Erfahren Sie mehr wie sie selber zum Klima-Investor werden können unter https://planet2050.earth/de/investoren

Vierteilige EU-Kohlenstoffpolitik-Serie

Dies war Teil #1 unserer vierteiligen EU-Kohlenstoffpolitik-Serie.


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