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Hier finden Sie die Veröffentlichung des Interviews mit unserem CEO, Lucas Zaehringer.
„Finanzierung muss für den Planeten arbeiten, nicht gegen ihn.“
Das ist die leitende Überzeugung von Planet2050, einem Berliner Klima-FinTech, das sich als fehlendes Bindeglied zwischen Klimaschutz und Kapitalmärkten positioniert. In einem Interview mit MoveTheNeedle.News erklärt CEO Lucas Zaehringer, wie das Unternehmen plant, Investorengelder in reale CO₂-Projekte zu lenken, Transparenz mit Technologie zu verbinden und CO₂-Anlagen zu einer glaubwürdigen, messbaren eigenen Anlageklasse zu machen.
Die Entstehung eines Klima-FinTechs
Planet2050 bezeichnet sich selbst als „einen digitalen Pionier an der Schnittstelle von Klimaschutz, Finanzinnovation und Technologie.“
Das Kernprodukt, der Planet2050 Hub, ist eine digitale Plattform, auf der Finanzierungen für Klimaprojekte von Projektentwicklern beantragt werden können. Dafür reichen Projektentwickler detaillierte Daten zur Leistung der CO₂-Entnahme und -Vermeidung sowie dem Risiko und Finanzierungsbedarf für das Projekt ein. Der Hub ermöglicht den Überblick über Hunderte von Datenpunkten. Ziel ist es, jedes Projekt gründlich bewerten zu können und sicherzustellen, dass Investitionsentscheidungen auf messbarer Klimawissenschaft basieren.
Das über öffentliche Börsen aufgenommene Kapital wird somit nur in gründlich geprüfte Projekte allokiert – entweder als Eigenkapital für die Projektentwickler, oder durch Vorverkaufs-Vereinbarungen zur Abnahme zukünftiger CO₂-Zertifikate. Diese Zertifikate werden, sobald sie verifiziert sind, durch Planet2050 an Unternehmen verkauft, die ihre verbleibenden Emissionen neutralisieren möchten.
Jedes Klimaprojekt wird durch Satellitenbilder und Vor-Ort-Sensoren überwacht, wobei die Daten den Investoren, Käufern von CO₂-Zertifikaten und anderen Stakeholdern zur Verfügung stehen. „Transparenz und Vertrauen sind die entscheidenden Faktoren“, sagt Zaehringer. „In globalen CO₂- und Finanzmärkten ist das Messen und Reporting zu den Klimaprojekten die Grundlage für die Glaubwürdigkeit der Zertifikate.“
Die Finanzierungslücke schließen
Das CO₂-Ökosystem ist voll von Akteuren: von Wissenschaftlern und Zertifizierern bis hin zu Projektentwicklern und Brokern; aber nur wenige befassen sich direkt mit dem, was Zaehringer „den Elefanten im Raum“ nennt: die Finanzierung. „Viele Unternehmen konzentrieren sich auf Wissenschaft oder Handel“, sagt er, „aber nur sehr wenige befassen sich mit dem fehlenden Bindeglied – dem benötigten Kapital, um Projekte auf den Weg zu bringen.“
Das Modell von Planet2050 zielt darauf ab, den Zugang zu Klimainvestitionen zu demokratisieren. Anstatt sich als Privatanleger für ein schwer zu durchdringendes CO₂-Projekt oder einen oft wenig transparenten ESG-Fonds entscheiden zu müssen, wird es bald durch Ausgabe von Aktien eine Beteiligung an Planet2050 geben. Investoren erhalten so Zugang zu einem breit aufgestellten, diversifizierten und transparenten Portfolio von hochintegren Klimaprojekten. Ein Ansatz, der das Risiko streut und die Wirkung aggregiert.
„Jede aufstrebende Anlageklasse – von erneuerbaren Energien bis hin zu Kryptowährungen – erreichte immer dann eine neue Dimension, wenn sie einem breiten Investoren Publikum zugänglich gemacht wurde“, bemerkt Zaehringer. „Dieselbe Transformation steht auch der neuen Anlageklasse CO₂ bevor.“
Ein diversifiziertes Portfolio für den Planeten
Planet2050 investiert sowohl in Emissionsvermeidung als auch in die CO₂-Entfernung, – zwei Seiten der Klimagleichung. Das Portfolio umfasst technische Lösungen wie Biokohle, CO₂-Injektion in Beton und Bioenergie mit CO₂-Abscheidung und -speicherung (BECCS), sowie naturbasierte Projekte wie Regenerierung von Böden, nachhaltige Landwirtschaft und Wiederaufforstung.
Das Unternehmen unterstützt darüber hinaus auch Projekte, die Super-Schadstoffe wie Methan und fluorierte Gase bekämpfen – diese sogenannten FS6-Gase sind zwar kurzlebiger, dafür aber weitaus gefährlicher als CO₂.
Die genannten Projekte haben oft die Schwierigkeit, Frühphasenfinanzierungen anzuziehen, da die Erträge aus den Projekten erst später fließen, nämlich dann, wenn Zertifikate zertifiziert und verkauft werden. Die Frühphasenfinanzierung von Planet2050 überbrückt diese Lücke und stellt Kapital bereit, wenn es am dringendsten benötigt wird: zu Beginn.
Zur Auswahl von Projekten wendet Planet2050 vier Investitionssäulen an:
Integrität – Einhaltung anerkannter Standards wie zum Beispiel Gold Standard, Puro.Earth und Isometric.
Resilienz – Diversifizierung der Einnahmen über Zertifikate hinaus durch Integration in reale Wertschöpfungsketten.
Marktfähigkeit – Sicherstellen der Ausrichtung auf die Marktnachfrage und Kunden
Leistung – Maximierung der messbaren CO2-Entnahme pro investiertem Euro.
„Dieser rigorose Ansatz“, sagt Zaehringer, „verwandelt eine klimatische Notwendigkeit in eine attraktive, risikominimierte Investitionsmöglichkeit.“
Die Nachfrage steigt, das Angebot ist knapp
CO₂-Zertifikate haben sich von einer Nische zu einer schnell wachsenden Anlageklasse entwickelt. Zaehringer führt dies auf eine einfache Tatsache zurück: Umweltverschmutzung ist nicht länger kostenlos. Regierungen führen CO₂-Preise ein, Investoren fordern Klima-Rechenschaftspflicht, und Verbraucher erwarten von Marken, dass sie verantwortungsbewusst handeln.
Für Unternehmen in Sektoren wie Luftfahrt, Stahl oder Rechenzentren ist es oft nicht möglich, Emissionen auf absolut Null zu reduzieren. Hochwertige CO₂-Zertifikate – also solche, die CO₂ nachweislich entfernen oder vermeiden – bieten eine praktische Lösung für den verbleibenden Fußabdruck.
Große Technologie- und Finanzunternehmen wie Microsoft, Google und JPMorgan haben bereits Milliarden von Dollar für den Kauf von CO₂-Entfernungen zugesagt. Doch Zaehringer weist darauf hin, dass nur etwa 4 % der Unternehmen mit Netto-Null-Versprechen tatsächlich mit dem Kauf der Zertifikate begonnen haben. „Jemand muss sicherstellen, dass die erforderlichen Projekte für die Entfernung von Milliarden Tonnen an CO₂-Entfernung liefern sollen, tatsächlich heute finanziert und gebaut werden“, erklärt er. „Das ist die Lücke, die wir seitens Planet2050 füllen werden.“
Investoren, Unternehmen und Regierungen
Planet2050 agiert an der Schnittstelle von drei Stakeholder-Gruppen:
Investoren, die durch den Kauf von Planet2050-Aktien Kapital für die Klimaprojekte bereitstellen
Unternehmen, die CO₂-Zertifikate nachfragen um ihre Net-Zero-Strategien umzusetzen
Regierungen, die Rahmenbedingungen für CO₂-Märkte schaffen
Unternehmen wissen sehr genau, dass sie frühzeitig handeln müssen, um eine hochwertige Versorgung an CO₂-Zertifikaten sicherzustellen und sich gegen künftige Preisspitzen abzusichern. Zu den bevorzugten Strategien der Unternehmen gehört, direkt in einzelne Projekte zu investieren oder aber den Portfolioansatz zu wählen, wie er über die Plattform von Planet2050 angeboten wird.
In der Luftfahrt treiben Rahmenwerke wie CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) bereits eine starke Nachfrage nach Zertifikaten an. Gleichzeitig beginnen nationale Regierungen, die CO₂-Entfernung in ihre Klimaplanung aufzunehmen. Deutschland hat zum Beispiel Hunderte Millionen Euro an Fördermitteln angekündigt, um die heimische CO₂-Entfernungskapazität aufzubauen.
Gang an die Börse: Transparenz als Strategie
Planet2050 plant, eines der ersten börsennotierten Unternehmen in Europa zu werden, das sich vollständig auf den CO₂-Markt konzentriert. Zaehringer sagt, die Entscheidung spiegele sowohl die Investorenbereitschaft als auch die regulatorische Reife wider.
„Die EU bietet eines der fortschrittlichsten Umfelder für den Klimaschutz“, sagt er. „Es ist der ideale Ort, um neue Standards für Integrität und Investorenvertrauen zu setzen.“
Doch die Geldbeschaffung ist nur ein Teil der Ambition. Die Notierung ist auch ein Statement zum Eigentum. „Große Ziele können nur gemeinsam erreicht werden. Die weltweit erforderlichen zehn Gigatonnen CO₂-Entfernung pro Jahr sind so ein großes Ziel.“
Er nennt diese neue Phase den „CO₂-Markt 2.0“ – eine Verschiebung von experimentellen Offsets zu einer verifizierten, messbaren Anlageklasse, die durch Transparenz statt Hype definiert ist.
Wie Planet2050 sein Kapital einsetzen wird
Die Mittel aus dem Börsengang werden hauptsächlich verwendet für:
Projekteinsatz – Direktinvestitionen in Projekte, die für 2026 und darüber hinaus geplant sind.
Technologie – Weiterentwicklung des Planet2050 Hubs, Automatisierung von Verträgen und Integration von Live-Überwachungsdaten.
Teamerweiterung – Stärken der technischen Aufsicht sowohl in Europa als auch in wichtigen Wachstumsregionen wie Kolumbien, Kenia, Indien und den Philippinen.
„Wir haben vor, unser globales Projektportfolio schneller zu skalieren“, sagt Zaehringer. “Dafür werden wir in den Aufbau unserer Infrastruktur investieren und diese langfristig sichern, indem wir die Klimaprojekte sowohl personell als auch digital unterstützen."
Die Botschaft nach Hause bringen – im wahrsten Sinne des Wortes
Zur Begleitung der bundesweiten Kampagne „Invest in Our Planet“ hat Planet2050 seine Botschaft auf vier Räder gebracht. Das Unternehmen hat sich mit Microlino, dem in der Schweiz entwickelten Elektromikroauto, zusammengetan, das in voller Planet2050-Lackierung als stilvoller, emissionsfreier Markenbotschafter vier deutsche Metropolen bereist.
Unsere Botschaft der Kampagne ist, sagt Zaehringer, dass Klimaschutz und Mobilität sich nicht ausschließen – sondern zusammen sogar Spaß machen können.
„Klimaschutz erfordert messbare Wirkung und glaubwürdige Vorbilder. Bei Planet2050 unterstützen wir daher innovative Unternehmen und Ideen, die den Klimaschutz voranbringen. Der Microlino passt perfekt zu uns.“
So wie der Microlino Design mit Effizienz verbindet, will Planet2050 finanzielle Pragmatik mit messbarer Nachhaltigkeit verbinden. Die schlanke Präsenz des Autos auf den Straßen der Städte ist eine visuelle Metapher für das, was das Unternehmen beweisen will: dass Nachhaltigkeit nicht Verzicht bedeutet.
Blick nach vorne auf 2050
Auf die Frage, wie Erfolg bis Mitte des Jahrhunderts aussehen würde, ist Zaehringer sowohl pragmatisch als auch idealistisch: eine Gigatonne CO₂-Entfernung durch von Planet2050 unterstützte Projekte.
„Wir wollen eine Welt, in der jeder saubere Luft atmet und sauberes Wasser trinkt, in der es keine Brände oder Überschwemmungen zu befürchten gibt und in der klimapositive Investments Teil jedes Anlageportfolios sind“, sagt er.
Bis 2050, so hofft Zaehringer, wird Nachhaltigkeit ein Kernprinzip der Finanzwelt sein, kein Nischenprodukt mehr.
Entdecken Sie unsere „Invest in Our Planet“-Kampagne – dort, wo Finanzen auf echten Impact treffen und ein kleines Elektroauto eine große Botschaft transportiert.