Wir haben in einem früheren Artikel bereits auf die zunehmende Unterstützung der EU für Kohlenstoffmärkte hingewiesen.
Diesmal werfen wir einen genaueren Blick auf die möglichen Wege, wie Carbon Dioxide Removal (CDR) in die EU-Politik und verpflichtende Märkte integriert werden könnte.
Der wissenschaftliche Konsens ist eindeutig: Um mit dem 1,5 °C-Pfad im Einklang zu bleiben, müssen bis 2050 weltweit jährlich rund 9 Gigatonnen CO₂ durch Carbon Dioxide Removal (CDR) entfernt werden.
Zum Vergleich: Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) liegt die jährliche Gesamtproduktion der Öl- und Gasindustrie bei etwa 5,1 Gigatonnen (Daten von 2022).
Auch das EU-Klimaziel für 2040 unterstreicht diese Notwendigkeit und prognostiziert einen Bedarf von mindestens 400 Millionen Tonnen Netto-Entnahmen pro Jahr bis zur Jahrhundertmitte.
Diese entscheidende Zahl wurde durch Fachberichte des Öko-Instituts (2025) sowie des Europäischen Wissenschaftlichen Beirats für Klimawandel (ESAB-CC, im Folgenden als „Beirat“ bezeichnet) im Jahr 2023 bestätigt.
Die Analysen des Beirats zeigen eine klare Wahrheit: Es gibt kein plausibles Szenario, in dem die EU ihr ehrgeiziges Ziel einer 90%igen Emissionsminderung bis 2040 ohne erhebliche Netto-Entnahmen erreichen kann.
Zwar sind Beiträge aus den Bereichen Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) von großer Bedeutung, doch müssen technische Lösungen, die CO₂ dauerhaft abscheiden und speichern, schnell skaliert werden, um einen wesentlichen Teil der Gesamtlösung für den Klimaschutz darzustellen.
Ohne starke politische Unterstützung und klare Preissignale wird das notwendige Volumen an CO₂-Entnahmen nicht Realität werden. Das wäre eine verpasste Chance – nicht nur für unsere Klimaziele, sondern auch für eine aufstrebende Industrie.
Laut Prognosen von BCG und DVNE aus dem Jahr 2024 könnte der CDR-Sektor bis 2050 auf ein Volumen von jährlich 220 Milliarden Euro anwachsen und bis zu 670.000 Arbeitsplätze in ganz Europa schaffen (davon 70 Milliarden Euro Umsatz und 190.000 Arbeitsplätze allein in Deutschland).
Carbon Dioxide Removal ist keine einzelne Technologie, sondern ein vielfältiger Werkzeugkasten aus verschiedenen Methoden – ob naturbasiert, technisch oder hybrid, die alle gezielt CO₂ direkt aus der Atmosphäre entziehen und sicher speichern.
Engineered Removals umfassen eine Reihe innovativer Verfahren, darunter:
Direct Air Capture (DAC): Stell dir riesige Staubsauger für den Himmel vor: Diese Hightech-Anlagen entziehen der Umgebungsluft direkt CO₂ mithilfe chemischer Prozesse. Das abgeschiedene CO₂ wird anschließend dauerhaft in tiefen geologischen Formationen unter der Erde gespeichert.
Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS): Hier beginnt alles mit Pflanzen: Während Bäume und Nutzpflanzen wachsen, nehmen sie auf natürliche Weise CO₂ auf. Bei BECCS wird diese Biomasse zur Energiegewinnung genutzt (z. B. für Strom oder Biokraftstoffe), wobei das beim Verbrennen entstehende CO₂ abgeschieden und unterirdisch gespeichert wird – noch bevor es in die Atmosphäre gelangen kann.
Biochar: Im Grunde handelt es sich um eine spezielle Form von Pflanzenkohle mit hohem Kohlenstoffanteil. Durch das Erhitzen von organischen Abfällen (z. B. Holzreste oder Ernterückstände) unter Sauerstoffmangel entsteht ein stabiles, festes Kohlenstoffprodukt. Wird es in Böden eingebracht, verbessert es nicht nur die Bodenqualität, sondern speichert Kohlenstoff für Jahrhunderte.
Enhanced Rock Weathering (ERW): Bestimmte Vulkangesteine binden auf natürliche Weise CO₂, wenn sie verwittern. Das Verfahren der „beschleunigten Verwitterung“ verstärkt diesen Prozess massiv: Das Gestein wird fein zermahlen und auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht, wo es mit CO₂ aus Luft und Boden reagiert und den Kohlenstoff dauerhaft bindet.
Die EU fördert seit 2020 aktiv Projekte zur CO₂-Entnahme (CDR) sowie die dazugehörige Infrastruktur, mit bislang über €1,3 Milliarden an zugesagten Mitteln:
Innovation Fund: €656 Millionen
Connecting Europe Facility (CEF-E): €614 Millionen
LIFE Programme: €30 Millionen
Horizon Europe: €15 Millionen
European Innovation Council (EIC): €7 Millionen
Neben der direkten Förderung unterstützen die Mitgliedstaaten CO₂-Entnahmen (CDR) auch indirekt über verschiedene EU-Instrumente wie, "the Just Transition Fund, the European Regional Development Fund, the Cohesion Fund, or the Recovery and Resilience Facility".
Die Diskussionen darüber, wie die EU CO₂-Entnahmen (CDR) fördern kann und wird, haben sich im Jahr 2025 deutlich beschleunigt, angetrieben durch zentrale Entwicklungen, die sowohl kurzfristige als auch langfristige Lösungsansätze in den Fokus rücken:
Kurzfristig: Entwicklung eines EU-weiten CDR-Kaufprogramms, um Innovation gezielt zu unterstützen.
Langfristig: Integration von CDR in den EU-Emissionshandel (EU ETS) oder die Entwicklung neuer verpflichtender Marktinstrumente.
Am 21. Mai 2025 veranstaltete die Generaldirektion Klimapolitik der Europäischen Kommission (DG CLIMA) einen wegweisenden hochrangigen Workshop in Brüssel, um die Zukunft permanenter CO₂-Entnahmen in Europa zu gestalten.
Was auf den ersten Blick wie eine rein technische Diskussion wirkte, war in Wahrheit ein bedeutender Meilenstein für alle Akteure im Bereich der CO₂-Entnahme.
Ziel des Workshops war es, zentrale Fragen zur Skalierung von Entnahmen zu adressieren:
Was sind die Bedürfnisse und Anreize von Käufern und Finanzierern permanenter CO₂-Entnahmen?
Wie sollte ein effektiver „Blueprint“ für ein EU-Kaufprogramm im Zeitraum 2025–2030 ausgestaltet sein?
Der führende Vorschlag für den Zeitraum 2025–2030 ist ein Kaufprogramm, das auf einem EU-Entnahmefond basiert – in Kombination mit einem EU-koordinierten Käufer-Club sowie einer zentralen Beschaffungsstelle.
Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung hat die EU einen Vergleich möglicher Instrumente zur Beschaffung permanenter CO₂-Entnahmen („PermCDR“) erstellt.
Sehen Sie sich die Webinar Aufzeichnung von CDR Policy Scoop an, um weitere Rückmeldungen zum Workshop zu erhalten.
Einige geäußerte Meinungen deuten darauf hin, dass die beschafften CDR-Mengen möglicherweise auf den Nationally Determined Contribution (NDC) der EU für 2035 angerechnet werden könnten – dieser ist vor der COP30 vorzulegen. Zudem wird empfohlen, 50 Millionen Euro aus einem gezielten Förderaufruf des Innovationsfonds bereitzustellen: „Net Zero Technologies – Pilots“.
Die Europäische Kommission bereitet derzeit eine grundlegende Überprüfung des EU-Emissionshandelssystems (EU ETS) vor, die für Juli 2026 angesetzt ist.
Im Rahmen dieses Prozesses wurde im April 2025 ein öffentlicher Konsultationsfragebogen, unterstützt durch ein "Call for Evidence" Dokument, veröffentlicht.
Die Kommission erklärte ausdrücklich, dass „CO₂-Entnahmen sowie CO₂ Abscheidung und Nutzung sowohl öffentliche als auch private Unterstützung benötigen werden.“
Die Bewertung des ETS umfasst zentrale Fragen dazu, wie negative Emissionen aus CDR angerechnet und in den Emissionshandel einbezogen werden könnten.
Dies hat erhebliche Aufmerksamkeit und Debatten ausgelöst – insbesondere darüber, welche konkreten politischen Maßnahmen die EU entwickeln könnte, um die CDR-Branche zu fördern und sie in das ETS sowie in andere politische Instrumente zu integrieren.
Die Negative Emissions Platform (NEP), eine in Brüssel ansässige CDR-Partnerschaftsgruppe, unterstützt ebenfalls eine fortschreitende Integration in den EU ETS, wie in ihrem Positionspapier vom Juli 2025 dargelegt.
Der EU ETS ist eine zentrale Säule der EU-Klimapolitik und bepreist derzeit Umweltverschmutzung von über 10.000 großen Industrieemittenten.
Künftig könnten diese Unternehmen die Möglichkeit erhalten, zertifizierte „Entnahmezertifikate“ (Removal Credits) zu erwerben, um unvermeidbare Emissionen auszugleichen. Dies würde nicht nur einen substanziellen und dauerhaften Markt für CDR schaffen, sondern auch das Prinzip „Der Verursacher zahlt“ stärken.
Der European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST), ein einflussreicher EU-Thinktank, empfiehlt die Einbeziehung von CDR sowohl in den bestehenden ETS (ETS1) als auch in den neuen ETS2 (für Gebäude und Verkehr). Andere Stimmen sprechen sich jedoch dafür aus, CDR zunächst nur in den ETS1 zu integrieren – unter der Aufsicht eines zentralisierten Überwachungssystems –, bevor eine breitere Anwendung in Betracht gezogen wird.
Das ERCST schlägt einen phasenweisen Einführungsansatz vor. Bemerkenswert ist auch die Unterstützung für ex-ante Removal Credits, also Entnahmezertifikate, die im Voraus ausgegeben werden, um Investitionen anzuregen. Dazu heißt es:
„Der ex-ante-Ansatz birgt zwar gewisse Risiken einer Unterlieferung, doch wir sind überzeugt, dass eine regulierende Institution diese absichern kann, sodass die Gutschriften auch dann eingelöst werden, wenn das Projekt hinter den Erwartungen zurückbleibt.“
Auch die Negative Emissions Platform (NEP) – eine in Brüssel ansässige CDR-Allianz – unterstützt in ihrem Positionspapier vom Juli 2025 die schrittweise Integration von CDR in den EU ETS.
Die NEP bringt zudem das Konzept der „Contracts for Difference“ (CfD) als zusätzliches Übergangsinstrument ins Spiel: „Wenn CDR-Methoden in den EU ETS aufgenommen werden, sollten Carbon Contracts for Difference genutzt werden, um die anfängliche Preislücke zwischen zertifizierten Entnahmezertifikaten und dem Preis für EU-Emissionszertifikate zu überbrücken. So wird ein effizienter und wettbewerbsfähiger Markteintritt erleichtert.“
Die EU hat außerdem die Idee eines „Umrechnungskurses“ bzw. „Conversion Factors“ eingeführt als eine Option zur Integration von CDR in das EU-Emissionshandelssystem. Die dahinterstehende Überlegung: Nicht alle CDR-Methoden bieten dieselbe Dauerhaftigkeit und ökologische Integrität.
Als Beispiel,eine Methode, bei der CO₂ für Jahrhunderte unterirdisch gespeichert wird, hätte voraussichtlich einen höheren Wert als eine, die Kohlenstoff nur kurzzeitig in Biomasse bindet.
Ein zentrales Prinzip in der Diskussion zur ETS-Integration ist der „Like-for-Like“-Ansatz, was bedeutet, dass nur wirklich permanente Entnahmen erlaubt sein sollten, um Emissionen im verpflichtenden Markt auszugleichen – und so die Umweltintegrität sicherzustellen.
An diesem Punkt wird die Debatte entscheidend. Für ein so robustes System wie den ETS braucht die EU absolute Sicherheit, dass eine vom Unternehmen gekaufte „Tonne entferntes CO₂“ dauerhaft entfernt ist – mit minimalem Risiko der Rückführung. Das legt den Fokus auf Methoden mit nachgewiesener Langzeit-Permanenz und zuverlässigen, überprüfbaren Überwachungsmöglichkeiten.
Aufgrund dieser strengen Anforderungen gelten Hightech-Industrielösungen wie Direct Air Capture (DAC) und BECCS derzeit als Spitzenkandidaten für die Aufnahme in verpflichtende Märkte. Es ist grundsätzlich einfacher, die genaue Menge an CO₂ zu verfolgen und zu messen, die abgeschieden und tief unter der Erde gespeichert wird, wo sie über Jahrtausende verbleiben kann.
Wo bleiben also Methoden wie Biochar und Enhanced Weathering?
Ihre Zukunft im EU-Compliance-Rahmen ist noch nicht entschieden, vor allem wegen des derzeitigen Mangels an umfassenden, groß angelegten Studien, die ihre langfristige Wirksamkeit und Skalierbarkeit für den verpflichtenden Einsatz eindeutig belegen.
Ihr tatsächliches Potenzial wird jedoch anerkannt, wie in den Empfehlungen des Beirats im Februar 2025 dargestellt.
Ebenso sieht das von BCG vorgescchlagene ausgewogene CDR-Portfolio für 2050 eine bedeutende Rolle für Methoden vor, die über DAC und BECCS hinausgehen (im globalen Kontext, nicht auf die EU beschränkt).
Im Jahr 2025 empfahlen 246 Organisationen, darunter auch Planet2050, in einem gemeinsamen Schreiben an die Europäische Kommission, ein diversifiziertes Portfolio permanenter CDR-Methoden für die Einbindung in verpflichtende Systeme wie den EU ETS in Betracht zu ziehen.
Vorerst ist jedoch davon auszugehen, dass diese hybriden Entnahmelösungen weiterhin vor allem im freiwilligen Kohlenstoffmarkt wachsen werden, wo Unternehmen Zertifikate erwerben, um ihre eigenen Ziele im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung (CSR) zu erfüllen.
Die Debatte über die Integration von CDR in den EU ETS gewinnt zunehmend an Momentum.
Befürworter argumentieren, dass dies einen dauerhaften, langfristigen Markt sowie eine Handelsinfrastruktur für CDR schaffen könnte, die Finanzierung in größerem Maßstab anreize und entscheidende Dekarbonisierungsoptionen für schwer vermeidbare Sektoren bieten würde.
Gleichzeitig gibt es auch Bedenken: Eine vorschnelle Einbindung von CDR in den ETS könnte den Anreiz für Emittenten verringern, ihre Bruttoemissionen zu senken (bekannt als „Mitigation Deterrence“) oder den Markt verzerren.
Um diese berechtigten Bedenken aufzugreifen, werden Strategien diskutiert wie etwa, die begrenzte Nutzung von CDR-Einheiten auf bestimmte, schwer zu dekarbonisierende Sektoren, sowie klare Vorgaben für die effiziente Nutzung von Biomasse-bezogenen dauerhaften CDR-Verfahren.
Die zentrale Bedeutung von Qualität und Integrität der gewählten Methoden unterstreicht die wichtige Rolle des EU Carbon Removal Certification Framework(CRCF), insbesondere im Hinblick auf dessen Standards für Monitoring, Reporting und Verification (MRV).
Der im Dezember 2024 verabschiedete CRCF stellt einen bedeutenden Meilenstein dar.
Er schafft ein freiwilliges Regulierungssystem zur Zertifizierung permanenter CO₂-Entnahmen, Carbon Farming und Kohlenstoffspeicherung in Produkten, das die ökologische Integrität dieser Maßnahmen sicherstellen soll.
Der CRCF wird eine zentrale Rolle in politischen Maßnahmen wie dem European Green Deal, der LULUCF-Verordnung und möglicherweise der künftigen Integration in den EU ETS spielen, mit dem Ziel, dass verifizierte CO₂-Entnahmen tatsächlich zur Klimaneutralität beitragen. Er wird außerdem im Zusammenhang mit folgenden Richtlinien und Programmen erwähnt, Green Claims Directive (GCD), Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), Gemeinsame Agrarpolitik (GAP/CAP), und Beihilferecht (State Aid)
Der erste Methodensatz, der im Rahmen des CRCF veröffentlicht wurde, betrifft konkrete Aktivitäten, für die die Kommission detaillierte Leitlinien bereitstellt:
Die CRCF-Verordnung schreibt vor, dass zertifizierte Aktivitäten vier strenge Kriterien erfüllen müssen, die als „QU.A.L.ITY“-Kriterien bekannt sind:
Eine öffentliche Konsultation zu den ersten EU-CRCF-Methoden ist derzeit bis September 2025 geöffnet und lädt zur Rückmeldung zu diesen wichtigen Standards ein.
Die Kommission hat bereits die nächsten Schritte für die vollständige Umsetzung der Verordnung dargelegt, ein klares Zeichen für ihr Engagement beim Aufbau dieses grundlegenden Rahmens:
Da die Hauptfunktion des EU ETS darin besteht, die abgedeckten Emissionen auf null zu senken – und nicht unbedingt, einen stabilen, langfristigen Markt für CDR zu schaffen, prüft die EU auch andere Formen der langfristigen CDR-Integration in Compliance-Systeme, etwa ein mögliches:
Verbände im Bereich der CO₂-Entnahme haben verschiedene Optionen für EU-Mechanismen zur Einbindung von CDR vorgeschlagen und dabei Vergleiche mit politischen Instrumenten der EU und der USA gezogen.
Ein solches Instrument würde Importeure oder Förderer fossiler Brennstoffe verpflichten, eine zunehmende Menge der mit ihren Brennstoffen verbundenen Emissionen durch permanente CO₂-Entnahme auszugleichen. Damit würde die Verantwortung direkt bei der Quelle des fossilen Kohlenstoffs liegen.
Verpflichtende CDR-Ziele könnten auch auf nationaler Ebene festgelegt werden, zum Beispiel im Rahmen der EU-Effort-Sharing-Verordnung, die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, bestimmte Entnahmemengen zu erreichen.
Die Kernidee besteht darin, einen völlig eigenständigen Compliance-Markt ausschließlich für CDR zu schaffen. Akteure wären verpflichtet, „Entnahmeeinheiten“ zu erwerben oder Entnahmeprojekte umzusetzen – innerhalb dieses separaten Systems.
Andere schlagen einen phasenweisen Ansatz vor, bei dem ein solcher Markt (oft als RTS – Removal Trading System bezeichnet) später mit dem EU ETS verschmelzen oder eng verknüpft werden könnte – möglicherweise verwaltet von einer vermittelnden oder zentralbankähnlichen Institution namens „European Carbon Central Bank (ECCB)”, die den Austausch von Emissionszertifikaten und Entnahmeeinheiten überwacht.
CarbonGap bereitet in Zusammenarbeit mit CONCITO die Veröffentlichung eines neuen, tiefgreifenden Berichts vor, der am 7. Oktober 2025 bei einem Workshop in Brüssel vorgestellt wird.
Thema: Potenzial, Aufbau und Wirkung eines „Removal Compliance System“ (RCS) als Ergänzung zu bestehenden politischen EU-Instrumenten.
Über den EU ETS hinaus könnte CDR möglicherweise auch in andere EU-bezogene Systeme integriert werden:
EU Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM): Könnte künftig Bestimmungen zum im Produkt enthaltenen Kohlenstoff („embodied carbon“) enthalten und dabei zertifizierte Entnahmen anerkennen.
CORSIA (internationales Kompensationssystem für den Luftverkehr): EU-Fluggesellschaften, die an CORSIA teilnehmen, könnten künftig EU-zertifizierte Removal Credits verwenden.
EU Sustainable Aviation Fuel (SAF) Mandate: Obwohl derzeit auf die Kraftstoffproduktion fokussiert, könnten zukünftige Versionen des Mandats auch CDR-Methoden in die Emissionsbilanzierung oder Anrechnung einbeziehen.
Die Integration von CDR in die Klimastrategie der EU ist eng mit mehreren zentralen politischen Maßnahmen der Union verknüpft und bildet ein kohärentes und ambitioniertes Gesamtbild:
Das vorgeschlagene Ziel der EU, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 % gegenüber 1990 zu senken, verankert in einer Änderung des Europäischen Klimagesetzes, erkennt die unverzichtbare Rolle von CO₂-Entnahmen ausdrücklich an.
Seit dem 1. Januar 2025 gilt die CSRD für die größten Unternehmen und erweitert sowie vereinheitlicht die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung erheblich. Ihr Einfluss auf CDR ist vielschichtig:
Pflicht zur Offenlegung von CO₂-Entnahmen: Die CSRD verpflichtet Unternehmen gemeinsam mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ausdrücklich dazu, ihre Treibhausgas-Entnahmen separat auszuweisen – unabhängig davon, wo sie stattfinden oder wie sie finanziert werden. Dies umfasst Angaben zu Methodik, Umfang und der Einbindung in Klimatransitionspläne.
Fokus auf Netto-Null-Strategien: Unternehmen müssen ihre Klimatransitionspläne offenlegen, was sie dazu bringt, hochwertige CO₂-Entnahmen in ihre langfristigen Strategien zur Bewältigung verbleibender Emissionen zu integrieren.
Wachsende Nachfrage nach verifizierten Entnahmen: Durch die Pflicht zur transparente und detaillierten Berichterstattung erzeugt die CSRD einen indirekten Marktdruck hin zu glaubwürdigen, überprüfbaren CDR-Lösungen, da Unternehmen belastbare Maßnahmen für ihre Klimabilanzen nachweisen müssen.
Die Green Claims Directive (GCD) soll bis spätestens März 2026 von den Mitgliedstaaten vollständig umgesetzt werden. Sie richtet sich direkt gegen Greenwashing und stärkt die Glaubwürdigkeit umweltbezogener Aussagen. Ihr Einfluss auf CDR ist tiefgreifend:
Verbot irreführender „klimaneutral“-Aussagen: Die GCD untersagt pauschale Aussagen wie „klimaneutral“, wenn diese ausschließlich auf CO₂-Kompensationen beruhen. Unternehmen müssen nachweisen, dass eine behauptete „Neutralität“ vorrangig durch echte Emissionsreduktionen über den Lebenszyklus erreicht wurde.
Vorrang direkter Emissionsreduktionen: Die Richtlinie priorisiert direkte Reduktionen. Werden CO₂-Zertifikate – auch aus Entnahmen – zur Kompensation genutzt, müssen diese separat und transparent offengelegt werden, um klarzustellen, dass Kompensationen nur ergänzen, aber keine Reduktionen ersetzen.
Verknüpfung mit dem CRCF: Entscheidend ist: Die GCD schreibt ausdrücklich vor, dass klimabezogene Kompensationsaussagen nur dann zulässig sind, wenn die verwendeten CO₂-Zertifikate nach dem EU-Zertifizierungsrahmen für CO₂-Entnahmen (CRCF) oder einem gleichwertig strengen System zertifiziert wurden. Damit wird die Integrität der Entnahme direkt mit der Glaubwürdigkeit gegenüber Verbrauchern verknüpft.
Im Juni 2024 in Kraft getreten, zielt NZIA, die Produktionskapazitäten zentraler Netto-Null-Technologien in Europa massiv auszubauen. Zwar ist der NZIA kein direktes CDR-Instrument, spielt aber eine entscheidende Ermöglichungsrolle für industrielle CO₂-Entnahme:
Ziel: 50 Mio. t CO₂-Injektionskapazität bis 2030: Ein zentrales Element ist das verbindliche Ziel, bis 2030 eine jährliche CO₂-Injektionskapazität von mindestens 50 Millionen Tonnen in geologischen Speichern innerhalb der EU aufzubauen.
Diese Speicherkapazität ist unerlässlich für die dauerhafte Speicherung abgeschiedenen CO₂, sowohl aus industriellen Emissionen (CCS) als auch aus CDR-Technologien wie DACCS und BECCS.
Pflicht für Öl- und Gasunternehmen: Um dieses Ziel zu erreichen, verpflichtet der NZIA bestimmte in der EU ansässige Öl- und Gasproduzenten, anteilig zur Entwicklung dieser CO₂-Infrastruktur beizutragen – und dabei ihr technisches Know-how zu nutzen.
Strategische Bedeutung für industrielle CDR: Ausreichende und zugängliche CO₂-Speicher sind eine Voraussetzung für die Skalierung industrieller CDR-Verfahren. Der NZIA legt mit dem Ausbau dieser Kapazitäten die Grundlage für den künftigen Einsatz solcher Technologien, auch mit Blick auf eine mögliche Integration in den EU ETS.
Bei Planet2050 sind wir überzeugt: CO₂-Entnahmen sind nicht nur eine Klimalösung, sie entwickeln sich zu einer eigenständigen Anlageklasse innerhalb eines robusten, regulierten Marktes der Zukunft. Deshalb verfolgen wir die politischen Entwicklungen der EU in diesem Bereich mit größter Aufmerksamkeit.
Wir arbeiten bereits heute mit Projektentwicklern an unterschiedlichen Methoden – von technischen Entnahmen bis hin zu naturbasierten Speicherlösungen –, um sicherzustellen, dass sie den aufkommenden Anforderungen der EU-Compliance-Regelwerke gerecht werden. Für Europa, das eine echte Führungsrolle übernehmen will, muss der CO₂-Markt Integrität belohnen. Das bedeutet: Raum für Innovation – aber gleichzeitig kompromisslose Standards. Unsere aktuelle Ausschreibung für CDR-Projekte (RFP) ist direkt auf die politischen Entwicklungen und Qualitätskriterien der EU CRCF-Verordnung abgestimmt.
Am Ende braucht es massive Finanzierung, um CO₂-Entnahmen in der nötigen Größenordnung umzusetzen. Unsere Aufgabe ist es, die Brücke zwischen Kapital und Klimawirkung zu schlagen.
CDR bewegt sich vom Konzept in den Markt – und wir sind stolz, Teil dieser Entwicklung zu sein. Mit unserem geplanten Börsengang öffnen wir gezielt die Tür für eine neue Generation von Climate-Investoren.
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